Mittwoch, 9. März 2011

BILD: "Chaos nach Erdbeben in Japan"

Ich sehe gerade, dass das heutige Erdbeben in Japan es sogar auf Spiegel Online und Bild Online geschafft hat. Besonders nach der Überschrift in Bild "Chaos nach Erdbeben in Japan" musste ich doch noch mal aus dem Fenster schauen, ob mir heute irgendetwas entgangen ist. Meine Antwort: Traue keiner Überschrift, die du nicht selbst "zugespitzt" hast.

Ein paar Anmerkungen:
1. Erdbeben dieser Stärke kommen hier recht häufig vor. 
1995 starben bei einem ähnlich starken Erdbeben bei Kobe über 6000 Menschen. Ein Beben dieser Stärke direkt unter Tokio würde nach dem amtlichen Horrorszenario bis zu 11000 Tote und ein Schaden in Höhe eines Viertels des Bruttoinlandsprodukts Japans fordern. 1923 starben im Großraum Tokio bei einem allerdings weit stärkeren Beben (7,9 auf der Richter-Skala) mehr als 100000 Menschen.
Ein Beben der 8er-Klasse wurde im übrigens offiziell noch nie durchgerechnet. Ein Erdbebenberater der Regierung erklärte mir mal, warum: Die Schäden wären so schwer, dass die Ergebnisse die Menschen entmutigen würden und sie daher vielleicht auf Vorbeugemaßnahmen verzichten würden. Aber der Staat will sie halt dazu anhalten, sich auf den Ernstfall vorzubereiten, um möglichst viele Menschenleben zu retten, und rechnet daher lieber "beherrschbare" Szenarien durch.

2. Das heutige Beben haben wir allerdings schon wieder abgehakt, weil es a) weit weg passiert ist und b) offenbar wenig mehr angerichtet hat als die Hochhäuser in Tokio zum Schwanken zu bringen. Das "Chaos" war der Stop der Shinkansen-Züge, die bei jedem Beben wie auch häufig bei den ebenfalls nicht seltenen sintflutartigen Regenfällen angehalten werden. 
Ich war gerade im Foreign Correspondents' Club of Japan in der obersten (der 20.) Etage unseres Hochhauses, als die Wellen trafen. Es fühlte sich schon stark genug an, die amtliche Erdbebenmeldung anzuschauen, aber es war noch nicht wirklich besorgniserregend.

3. Und zum Abschluss verrate ich gerne wie die Erdbebenprävention aussieht: Jeden Tag ein Gebet, dass man nicht gerade in Tokio ist, wenn das Megabeben trifft. Oder wenn man doch das Pech hat, da zu sein, dass man sich dann doch bitte in einer Baustruktur befindet, die nicht zusammenbricht. 
Hört sich fatalistisch an, und genauso ist es auch. Erdbeben gehören in Japan zum Alltag, starke inklusive. Wir sitzen hier nun mal auf der Kante verschiedener Erdplatten und sind daher mit Beben und Vulkanen im Überfluss ausgestattet.

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